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Theater? anders?

Theater? anders?

Peter Kuemmel zitiert im Feuilleton der Zeit (N 47, 12.11.20, S 49) Amelie Deuflhard, Leiterin des Kulturzentrums Kampnagel, die sagte: „Das Theater muss ein anderes werden“ und sich mehr hinaus trauen, dorthin, wo Menschen vielleicht schon vergessen haben, wie sich Theater anfuehlt, was es bewirkt, wie wichtig es ist. und stimm ich dem auch zu, kann man vielleicht hinzufuegen, dass da Theater ja nicht Form alleine ist. denn die Art und Weise, die Auspraegungen, in denen sich Theater zeigt, sollten sich in vielerlei Hinsicht aendern. vor allem die Formen des Theaters, die sich den Verkaufszahlen unterworfen haben und sich damit auch immer an die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen muessen. obwohl man hier aber eigentlich nicht von Theater sprechen sollte, hierbei handelt es sich dann um eine Unterhaltungsindustrie, die Sklavin der Zahlen ist und um jeden Preis irgenwohin, egal wohin, wachsen muss, nicht um Theater als menschliche Notwendigkeit und Kunstform. der Versuch als Theater mit den groszen Kinos, dem kommerziellen Internet oder der Musikindustrie in Konkurrenz zu treten, kann immer nur scheitern, denn unterscheidet diese Formen etwas essentielles von Theater an sich, und dem Kern der Kunst (wenn man das so bezeichnen kann); sie haben naemlich oft keinen Kern. haehh? Kuemmel zitiert auch die Autorin Sarah Waterfeld, sie bezeichnet die groszen Theater als „»Mikrostaat«, in dem es so schlecht zugehe, wie in der Makrowelt“. trifft das vielleicht nicht in allen Faellen zu, aber doch in vielen.

und sollte halt in all dem Diskurs nicht uebersehen werden, dass das Theater an sich eine menschliche AusdrucksForm ist, um Unerklaerliches auszudruecken, und ihre Essenz nicht verhandelbar ist und sich nicht irgendwelchen Modeerscheinungen, Marktentwicklungen, finanziellen Noeten oder Pandemien zum Opfer fallen darf. was dieser Kern genau ist, kann sicher auf mehrere Weisen ausgelegt werden, aber ist er vermutlich genau jenes, das das Unbegreifliche im Menschen, das Mysterioese, das Sinnliche fuer kurze Augenblicke greifbar macht und dass der Mensch ein Handwerk entwickelt hat, diesem Zauber auch Form und Formen zu geben. vielleicht haben die Menschen irgendwann bemerkt, dass sie nicht mehr den Goettern Opfer und Menschenopfer darbringen muessen, um die kosmische Ordnung herzustellen und sich neu zu erfinden, sondern in dem sie sich selbst etwas darbringen und sich selbst feiern. und damit jenen Bereich im Menschen schuetzt, der sich nicht „zivilisieren“ und „naturwissenschaftlich“ kleinreden laesst.

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